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Weblog der Grünen Leopoldstadt


Ein Kommentar

Erinnerungspolitische Verantwortung: Neue Straßenbenennungen in der Leopoldstadt

Wie beispielsweise Statuen sind auch die Namen von Straßen, öffentlichen Plätzen und Parks Medien der Erinnerungspolitik und reflektieren herrschende Strukturen. Wir setzen uns dafür ein, durch Neubenennungen Leopoldstädter Frauen einen Platz im öffentlichen Gedächtnis zu geben.

2013 untersuchte eine Kommission aus Historiker*innen im Auftrag der Stadt Wien personenbezogene Straßennamen, wobei mehr als 170 als historisch kritisch gesehen wurden. Nun sind knapp 20 weitere personenbezogene Straßennamen in diese Liste aufgenommen worden.

Unter der Grünen Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger wurde bereits vor einigen Jahren eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich intensiv mit Verkehrsflächenbenennungen in der Leopoldstadt auseinandersetzt und vor allem auch das Verhältnis der Namen zugunsten von Frauen verschieben will. Ungefähr 70 % der Verkehrsflächen des Wiener Straßennetzes tragen personenbezogene Namen – nur 1/10 davon sind nach Frauen benannt.

In der Leopoldstadt ist die Situation ähnlich, außerdem gab es im gesamten 20. Jahrhundert keine einzige Benennung nach einer Frau.

Indem wir nun Verkehrsflächen nach verdienstvollen Frauen benennen, die den Bezirk prägten oder im Bezirk wirkten, bringen wir uns aktiv in die Erinnerungspolitik ein und kommen dieser großen Verantwortung nach.

Allein im September feiern wir in der Leopoldstadt die Neubenennungen von zwei Parks sowie einem Platz nach großartigen Frauen.

Irma-Schwager-Park

Der Park im Bereich Obere Augartenstraße zwischen Gaußplatz und Untere Augartenstraße wurde nach der antifaschistischen Widerstandskämpferin, Frauenrechtlerin und Politikerin Irma-Schwager (1920–2015) benannt, die in der Leopoldstadt aufwuchs, und zwar konkret in der Nähe des jetzt nach ihr benannten Parks im Karmeliterviertel. Nach dem „Anschluss“ floh sie über Belgien nach Frankreich, wo sie sich der Résistance anschloss und deutsche Soldaten von der Sinnlosigkeit des Krieges überzeugte. 1945 kehrte sie nach Wien zurück und kämpfte im Bund Demokratischer Frauen gegen Atomrüstung und Kalten Krieg. Es zog sie zurück in die Leopoldstadt, wo sie bis zu ihrem Tod 2015 Im Böcklinviertel lebte.

Ruth-Maier-Park

Auch Ruth Maier (1920–1942) wird mit einem Park im Bereich Obere Augartenstraße zwischen Roßauer Brücke und Augartenbrücke gewürdigt.

Sie floh 1939 von Wien nach Norwegen und hielt ihre Ansichten, Ängste, Hoffnungen sowie Erlebnisse und politische Ereignisse seit 1933 in Tagebüchern fest, die ein wichtiges Zeugnis dieser Zeit sind und Vergleiche mit Anne Frank nahelegen. 1942 wurde sie im KZ Auschwitz ermordet, ihre Tagebuchaufzeichnungen wurden posthum veröffentlicht.

v. l. n. r.: Stv. Klubobfrau Nina Nöhrig, Bezirksrätin Katarzyna Golubic, die ehemalige Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger, Bezirksvorsteher-Stellvertreter Bernhard Seitz

Rosl-Berndt-Platz

Nach der Sängerin und Kabarettistin Rosl Berndt (1903–1996) wird der Platz entlang der Praterstraße/Ecke Rotensterngasse benannt. Als „Halbjüdin“ und Nazi-Gegnerin war auch sie gezwungen, Wien zu verlassen und ihre Karriere auf der Bühne aufzugeben.

Durch diese Benennungen holen wir drei weitere verdienstvolle Frauen vor den Vorhang – doch die Arbeit muss noch lange weitergehen, bevor sich tatsächlich ein nachhaltiger Wandel im Stadtbild bemerken lässt.


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Das war das Fest für Sandra, unsere Frau des Jahres 2020 – ein sehr persönlicher Bericht

Sandra sitzt in der ersten Reihe und lacht. Und heult. Und lacht wieder. Und weiß so gar nicht recht, wohin mit all der Emotion und Aufregung. Und singt lautstark mit, als die Band ihr Lieblingslied spielt. Neben ihr prominente Gäste: Vizebürgermeisterin Birgit Hebein, die Frauensprecherin der Grünen Wien Barbara Huemer und natürlich Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger.

© Louai Abdul Fattah

So kamen wir am Frauentag im magdas zum Fest für die Frau des Jahres zusammen, das ich organisieren und moderieren durfte.

Die Frau des Jahres ist ein Preis, den wir Grünen in der Leopoldstadt seit 2002 jedes Jahr zum Internationalen Frauentag am 08. März vergeben: an tolle, starke, beeindruckende Frauen, die sich für wichtige Anliegen der Zivilgesellschaft engagieren.

Und diese Frau des Jahres 2020 ist Sandra!

© Louai Abdul Fattah

Ich durfte Sandra im Zuge der Vorbereitungen für die Veranstaltung kennenlernen und eine Tour mit ihr gehen. Sandra ist nämlich unter anderem beim Verein SUPERTRAMPS aktiv, der soziale Stadtrundgänge durch Wien organisiert, die von obdach- und wohnungslosen Menschen konzipiert und geführt werden. Sandra ist stellvertretend für viele betroffene Menschen und v. a. wohnungslose Frauen eine ganz starke Stimme, eröffnet sie doch auf ihren Touren wichtige neue Perspektiven, lenkt den Blick auf Probleme, welche wir nur allzu gerne ignorieren würden, und leistet somit einen wichtigen Beitrag zum Thema Frauen in der Wohnungslosigkeit.

Julia Anna sorgt für die passende Musik für Sandras Ehrung im gut besuchten Magdas. © Louai Abdul Fattah

Und nun sitzt sie vor mir und kann kaum fassen, wie ihr geschieht. Sie – plötzlich unsere Frau des Jahres? So viele prominente Politikerinnen der Grünen Wien, die Ansprachen für sie halten?

v. l. n. r. die Frauensprecherin der Grünen Barbara Huemer, Vizebürgermeisterin Birgit Hebein, die Frau des Jahres Sandra, Bezirskvorsteherin Uschi Lichtenegger, die Projektleiterin des Vereins SUPERTRAMPS Theresa Bodner, Bezirksrätin und Moderatorin des Abends Nina Nöhrig © Louai Abdul Fattah

Wunderschöne Worte, um Sandra zu beschreiben, findet auch Teresa Bodner, Projektleiterin des Vereins SUPERTRAMPS, in ihrer Laudatio:

Sandra ist ein rothaariges Energiebündel mit einem frechen Grinsen und einem warmherzigen Kern. Sie kann Menschen in ihren Bann ziehen und versteht es meisterhaft, ihre Erlebnisse in einer Kombination aus schonungsloser Ehrlichkeit und Wiener Schmäh zu präsentieren.

Theresa Bodner hält die Laudatio. © Louai Abdul Fattah

Ehrlichkeit, Humor, Stärke, Lebensmut, … – das sind nur ein paar der Eigenschaften, die Sandra auszeichnen. Spätestens als sie die Bühne betritt und ihre Dankesworte mit einem Heiratsantrag an den anwesenden Freund beendet (die Antwort kann nur JA sein!), fiebern alle Gäste mit und sind vollends in Sandras Bann gezogen! Und nicht nur sie hat Freudentränen in den Augen.

Die Antwort kann nur Ja sein! © Louai Abdul Fattah

Am nächsten Tag wird mir Sandra eine Nachricht schreiben:

Der Abend gestern war das Highlight meines Lebens. Danke, dass ihr an mich geglaubt habt und ich es erleben durfte. Es war der pure Wahnsinn.

Und weißt du was, Sandra: Es hätte keine großartigere Frau des Jahres für mich geben können als DICH!

© Louai Abdul Fattah

Mach eine Tour mit Sandra: https://supertramps.at/wien-mein-zentrum-fuer-starke-frauen/

Wenn du mehr über Sandra erfahren möchtest, dann schau doch auf unsere Homepage! Dort findest du: